Das Projekt „D-Netz – Netzwerke der Distanzierungsarbeit und Trainings mit rechtsextrem einstiegsgefährdeten und orientierten Jugendlichen“ hat zum Ziel, Fachkräfte im Umgang mit Jugendlichen und jungen Menschen zu unterstützen, die mit diskriminierenden Einstellungen und Handlungen auffallen und somit gefährdet sind, sich im rechtsextremen Spektrum zu radikalisieren.
Neben der Qualifizierung von Fachkräften wird das Distanzierungstraining als Unterstützungsmaßnahme angeboten, das geschlechterunabhängig und milieuübergreifend in der Arbeit mit den Jugendlichen ausgerichtet ist.
In sechs Fokusregionen von Thüringen werden verstärkt Netzwerke der Distanzierungsarbeit gebildet: gemeinsam mit Fachkräften und Trägerstrukturen vor Ort, mit Akteur*innen der Zivilgesellschaft sowie Regelstrukturen von Schule, Jugendamt und Sozialen Diensten. Gemeinsam mit diesen Fachkräften werden rechtsextrem einstiegsgefährdete und orientierte Jugendliche mit Methoden und Maßnahmen der Distanzierungsarbeit angesprochen, bevor sich menschenverachtende Weltbilder bei ihnen verfestigen.
In sechs Fokusregionen werden Fachkräfte im Umgang mit rechtsextrem einstiegsgefährdeten und orientierten Jugendlichen unterstützt.
Über das „Zentrum für Distanzierungsarbeit“ (ZfD) gibt es zudem den landesweiten Auftrag zur Beratung von Pädagog*innnen und betroffenen Multiplikator*innen zu konkreten Distanzierungsfällen sowie das Angebot von Fortbildungen im Themenfeld der Distanzierungsarbeit.
Gemeinsam gilt es, Radikalisierungsprozesse zu bremsen und bestenfalls zu stoppen. Die Integration von Facetten der Distanzierungsarbeit in die eigene Arbeit ist hier genauso wichtig wie das Erkennen von fachlichen Grenzen. Grundlage für die Arbeit mit Distanzierungsfällen ist es selbstverständlich, diese auch erst mal, als solche zu erkennen. Denn Hinwendungsmotive zu menschenverachtenden Einstellungen werden nicht ausschließlich auf der Ebene von Handlungen, Codes, Symbolen und /oder Musik deutlich. Eine zentrale Aufgabe ist es daher, die getroffenen Aussagen und deren Kontexte zu analysieren. Es geht bei der Erkennung von einstiegsgefährdeten Jugendlichen sowohl um die ersten Anzeichen, wie z.B. eine abwertende Sprache, als auch eine verallgemeinernde Zuschreibung von (negativen) Eigenschaften zu Gruppen. Die Abwertungsmuster können auch mit der offenen Ablehnung demokratischer Grundwerte und der Rechtsstaatlichkeit als ein System einhergehen. Pädagog*innen werden in der Wahrnehmung und Analyse durch die D-Netz-Mitarbeiter*innen durch Beratung, Coaching und Fortbildungen sensibilisiert und in der Ansprache der betroffenen Jugendlichen unterstützt.
Das Verfestigen von menschenverachtenden Weltbildern soll durch die Frührkennung von einstiegsgefährdeten Jugendlichen verhindert werden.
Das D-Netz lebt und speist sich aus der Expertise der vielen Akteur*innen in der Sozialen Arbeit, den Protagonist*innen aus dem Handlungsfeld Rechtsextremismus sowie weiteren Institutionen aus den Regelstrukturen. Das D-Netz versteht sich als ein offenes Netzwerk, das je nach Bedarf und Anliegen der Fachkräfte funktional ausgerichtet geknüpft wird.
Das Projekt D-Netz sieht die Multiplikator*innen vor Ort als die Basis für Ansprachemöglichkeiten von jungen Menschen und steht diesem Prozess unterstützend zur Seite. Das Projekt D-Netz entwickelt so eine Struktur, die die Multiplikator*innen vom ersten Schritt der Sensibilisierung und Beratung bis hin zu einem möglichen Distanzierungstraining der rechtsextrem einstiegsgefährdeten und orientierten Jugendlichen begleitet und gleichzeitig mit diesem regionalen Netzwerk auch die Nachbetreuung der Jugendlichen und jungen Menschen aus den Trainings gewährleistet.
Nachhaltige Struktur zwischen dem Projekt D-Netz und den Multiplikator*innen von der ersten Ansprache der Jugendlichen bis hin zum Distanzierungstraining.
Folgende Ziele werden im Distanzierungstraining verfolgt
- rechtsextrem einstiegsgefährdeten und orientierten Jugendlichen vom Einstieg in die rechtsextreme Szene abhalten
- Diskriminierung abbauen, indem Distanzierungsimpulse gesetzt werden
- Kompetenzen und Selbstwert stärken
- Perspektiven und sinnstiftende Alternativen entwickeln zu den Angeboten der rechtsextremen Szenen
- eigene Konfliktmuster erkennen und die Einstellung zu Gewalt ändern
Das Distanzierungstraining mit rechtsextrem einstiegsgefährdeten oder orientierten Jugendlichen reagiert individuell auf die Problemlagen der jungen Menschen und bietet in Einzel- oder Gruppentrainings die Chance, sich von diesen Strukturen zu lösen und neue Perspektiven zu erkennen und ein Leben ohne demokratiefeindliche, Gewalt befürwortende, diskriminierende und antihumanistische Handlungen und Einstellungen zu führen.
Ziel des Distanzierungstrainings ist es, den Jugendlichen eine Lebensperspektive zu eröffnen.
Das D-Netz-Team erreicht die jungen Menschen mit Hilfe der Ansprache von Multiplikator*innen aus der Jugendarbeit und in Kooperation mit den Jugendämtern. Darüber hinaus treten wir mit den Jugendlichen im Internet in Kontakt. So können wir off- wie online auch schwer erreichbare Jugendliche ansprechen.
Das D-Netz stellt mithilfe der Multiplikator*innen Kontakt auch zu schwer erreichbaren Jugendlichen her, off- und online.
Wir setzen neben professioneller Beziehungsbildung auf konstruktive Konfrontation. Im Training werden jugendkulturelle, mediale und historische Interessen als Lebensweltzugang zur (politischen) Reflexion und zur Stärkung von Selbstwirksamkeit eingesetzt.
Mithilfe des Distanzierungstrainings setzen wir Distanzierungsimpulse bei den Jugendlichen und stoßen Handlungs- und Haltungsalternativen an. Wir passen das Trainingsformat und die Inhalte den individuellen Bedarfen und Ressourcen an.
Jugendkultureller und medienpädagogische Methoden im Training festigen die Beziehung zu den Jugendlichen.
Die regionale Kooperation mit den Jugendämter und anderen Regelstrukturen schafft eine erhöhte Verbindlichkeit des Distanzierungstrainingsangebots für Multiplikator*innen.
Durch die Etablierung von Qualifizierungsmaßnahmen (Coaching, Beratung, Fortbildungen), auch über die Fokusregionen hinaus, im Rahmen der Arbeit des ZfD (Zentrum für Distanzierungsarbeit), gelingt es dem D-Netz zudem, seine Strukturen immer weiter ins Land zu tragen und perspektivisch flächendeckend gegen menschenverachtende Einstellungen agieren zu können. Die Maschen des D-Netzes werden sukzessive immer enger geknüpft – damit niemand durch das Netz fällt.
Coaching und Beratung durch das D-Netz stärkt die lokale Arbeit in Fällen menschenverachtender Einstellungen. Das D-Netz wird immer engmaschiger.
Downloads
Infos zum Projekt D-Netz (PDF, ca. 300 KB)
Infobroschüre – Distanzierungstrainings: Zugänge, Ziele und Methoden (PDF, ca. 2310 KB)