Der Soziale Trainingskurs – das Perspektivtraining

Im Rahmen von Hilfen zur Erziehung oder dem JGG / im Kontext von Diversionsverfahren bieten wir Perspektiv-Trainings an, die straf- und gewaltfreie Perspektiven der Klient*innen fördern sollen und ihr soziales Verhalten thematisieren.

Zentrale Ziele:

Das Perspektivtraining setzt neue Impulse, thematisiert die Zukunft und gestaltet das Jetzt. Es stärkt die Selbstreflexion und reduziert gewaltbefürwortende Einstellungen.

Alter:

von 12–27 Jahren

Dauer:

Fallspezifisch, jedoch mindestens 8 Sitzungen à 1,5 h – bis zu 21 Sitzungen werden angeraten.

Logo Sozialer Traniningskurs

Der Soziale Trainingskurs unterstützt Jugendliche und junge Menschen dabei, sich von gewaltbefürwortenden Handlungen und oftmals dahinterstehenden destruktiven Haltungen zu distanzieren. Mental verinnerlichte Strategien der Rechtfertigung für die Legitimation aller Formen von Gewalt werden gemeinsam mit den Klient*innen gezielt herausgearbeitet und mit Hilfe von beziehungsgestützt-zugewandten wie auch konstruktiv-kritischen Gesprächstechniken thematisiert. Dabei arbeiten wir immer humanistisch-respektvoll. Im Perspektivtraining wird mithilfe der Techniken der Gewaltfreien Kommunikation ein wertschätzender Kommunikationsprozess hergestellt und der Aufbau einer vertrauensvollen Gesprächsatmosphäre ermöglicht.

Bedingung für eine gelingende Selbstreflexion der Teilnehmenden ist eine gute Beziehungsqualität.

Im Rahmen des Sozialen Trainingskurses werden eine Vielfalt an Methoden und spezielle Ansätzen angewandt, wie bspw. den system-lösungsorientierten und den biografisch-narrativen Ansatz. Über das Arbeiten mit jugendkulturellen wie medialen Interessen eröffnen sich Zugänge zur Lebenswelt der Teilnehmenden und es kann die Stärkung von Selbstwirksamkeit angestoßen werden.

Lebensweltorientierung und jugendkulturelle BIldung öffnen für einen individuellen Entwicklungsprozess

Es stehen die konstruktiven und wertschätzenden Ziele, Themen und Interessen der Teilnehmenden und deren gewaltloses Erreichen im Fokus.

Ressourcen im Blick zu behalten ist bei dieser Arbeit zentral.

Wie oft und wann?

Das Perspektivtraining beginnt zunächst mit der Vorgesprächsphase (3–5 Termine). Hier wird eingeschätzt, inwieweit diese Form des Trainings für die teilnehmende Person geeignet ist und wie viele weitere Termine erwartbar sind. Begonnen wird immer im Einzelformat, also ohne andere Teilnehmende.

Termine im Einzel dauern je 1,5 Stunden und finden in wöchentlicher Frequenz zur individuell vereinbarten Uhrzeit und am individuell vereinbarten Ort statt. Dieser Raum wird möglichst niedrigschwellig im Sozialraum der Klient*innen organisiert, so wird z.B. ein Raum in einem Mehrgenerationenhaus im Stadtteil der Teilnehmenden angemietet. Durch diese Niedrigschwelligkeit können auch junge Menschen erreicht werden, denen es schwer fällt lange Wege zu organisieren oder sich neue Orte zu erschließen.

Wir gehen bei der Suche nach einem Termin und Ort auf die jungen Menschen ein, um sie besser zu erreichen.

Es besteht die Möglichkeit das Einzeltraining in ein Gruppenformat überzuleiten. Die Gruppentermine können wöchentlich am Wohnort oder als Ausflug in den Ferien / an mehreren Wochenenden stattfinden.

Es werden insgesamt mindestens 8 Sitzungen angeraten, bis zu 21 Sitzungen sind in der Regel für die Erreichung wesentlicher Ziele notwendig. Je nach Fall und Bedarfslage kann diese Anzahl über- oder unterschritten werden.

Nach einer obligatorischen Vorgesprächsphase geht es im Einzelsetting, optional in einer Gruppe weiter.

Ziele des Trainings

Zukunft planen

Die Entwicklung von eigenen Lebensperspektiven und von sinnstiftenden Lebensinhalten abseits von Gewalt, Abwertung und Straftaten sind weitere Ziele des Perspektivtrainings. Die Teilnehmenden werden beim Finden einer produktiven (jugendkulturellen) Freizeitgestaltung unterstützt. Auch das Thema Zukunftsplanung wird in den Blick genommen, um den Teilnehmenden Orientierung und Entlastung zu bieten.

Wir helfen dabei erfüllende Ziele herauszuarbeiten und deren Erreichung zu fokussieren.

Über das eigene Leben nachdenken

Eigene Themen von Teilnehmenden werden ausführlich besprochen sowie Fragen dazu gestellt, die zum Nachdenken und zur Veränderung von destruktiven sowie nachteiligen Handlungen anregen. Ziel dabei ist es, dass die Teilnehmenden besser verstehen, wie ihre Denkweisen und Handlungen zusammenhängen. Das bietet Erkenntnisse, die bei der Zukunfts- und Lebensplanung helfen. Es geht dabei um Fragen wie diese:

Mit spezifischen Fragen stoßen wir Prozesse der Selbstreflexion an und ermöglichen  sich selbst und die Situation besser zu verstehen.

  • Wie lief es in der Vergangenheit? Wieso kommt ein Sozialtraining in Betracht?
  • Was ist gerade interessant und was wichtig?
  • Wie gelingt der Alltag?
  • Was sind Lebensziele?
  • Wie sind die Meinungen und das Verhalten gegenüber anderen Menschen?
  • Welchen Einfluss hat das Umfeld? Wo liegt die eigene Verantwortung?
  • Welche Probleme gab es, welche deuten sich an und woran liegt das?
  • Wie können eigene Stärken sinnvoll genutzt werden? Wobei wird Hilfe benötigt?

Gewalt reduzieren

Ist Gewaltanwendung ein Grund für die Trainingsaufnahme, werden Teilnehmende im Training in die Lage versetzt, destruktive Konfliktmuster und Muster der eigenen Gewaltanwendung zu erkennen. Auch können konkrete Taten aufgearbeitet werden.

Im Training werden drohende oder eskalierte Gewaltanwendung oder auch verurteilte Taten aufgearbeitet.

Hierbei wird gezielt auch die Perspektive von Opfern eingebracht und zu Empathie angeregt. Einstellungen, die Gewalt befürworten, werden dabei hinterfragt. Statt gewalttätiger Handlungen sollen andere und individuelle Möglichkeiten gefunden werden, Konflikte und Probleme zu bewältigen. Somit bewirkt das Perspektivtraining den Abbau und das Vorbeugen aggressiver Verhaltensweisen.

Konfliktmuster werden anhand von konkreten Situationen bearbeitet. Perspektivwechsel werden angeregt und ausgewertet.

Falls sich während des Perspektiv-Trainings eine extrem rechte Gefährdung erkennen lässt, kann das Training in ein Distanzierungstraining umgewandelt werden.

Rolle der Eltern / des Bezugssystems

Die Trainer*innen möchten das Umfeld der Teilnehmenden auf den Weg des Sozialtrainings mitnehmen. Zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Trainings haben die Eltern bzw. das Bezugssystem daher die Möglichkeit, einen Einblick in die Entwicklungen zu bekommen. Hier können auch zusätzliche Ziele und Wahrnehmungen mit eingebracht werden.

Eltern oder andere wichtige Personen werden an das Training angeschlossen – wenn möglich und gewollt.

Bildlogo Sozialer Trainingskurs: Person mit Sprechblase vor Spiegel

Weitere Informationen

Flyer auf Anfrage bei mail@distanz.info

Laufzeit des Projekts

Seit 6/2022